

Konzertreihe Sankt Aurelius Hirsau: Werke des 18. Jahrhunderts für Violoncello und Cembalo "im Geschmack von sechs Nationen"
Aureliuskirche, Calw
20.07.2025
Guido Larisch und Kristian Nyquist spielen Sonaten für Cello und Cembalo europäischer Komponisten
Guido Larisch, Violoncello und Kristian Nyquist, Cembalo gastieren am 20. Juli mit „barocker Unterhaltungsmusik“ aus (mindestens) „sechs europäischen“ Ländern in Hirsau
Mit einem besonderen Programm nicht alltäglicher Barockmusik wird am 20. Juli die Konzertreihe Sankt Aurelius fortgesetzt. Kernpunkte und Verbindungslinien dieses sommerlichen Konzerts, das wie alle Hirsauer Julikonzerte der vergangenen Jahre im Rahmen des Kultursommers Nordschwarzwald stattfindet, sind Werke des (späten) Barocks für Violoncello. Dieses tiefe Streichinstrument hatte Anfang bzw. Mitte des 18. Jahrhunderts die bis dato vorherrschende Gambe abgelöst und erlebte in den Folgejahren einen enormen Aufschwung und erfreute sich wachsender Beliebtheit. Beides zeigt sich in einer Vielzahl von Solo-Kompositionen für dieses vierseitige Instrument, das bis dahin meist als Continuo-Instrument im Hintergrund geblieben war.
Der Konzerttitel „Im Geschmack von sechs Nationen“ lässt bereits anklingen, dass die beiden Ausführenden, Guido Larisch am Violoncello und Kristian Nyquist am begleitenden wie solistisch zu hörenden Cembalo, für ihr zweites Hirsauer Gastspiel nach 2022 Werke von Komponisten aus unterschiedlichen europäischen Ländern und damit auch in verschiedenen Stilen ausgewählt haben. Die meisten dieser Komponisten waren selbst bekannte Cellisten, wie etwa Jean-Baptiste Barrière (1707 - 1747), welcher der bekannteste und virtuoseste französische Cellist seiner Zeit war. Erst sein perfektioniertes Spiel brachte in Frankreich, in dem bis dahin ebenfalls die Gambe vorherrschend war, den Durchbruch für das Violoncello.
Nicht minder einflussreich für die Entwicklung des Violoncellos war Willem de Fesch, der 1687 in Alkmaar in den Niederlanden geboren wurde, wo er auch bis 1725 wirkte. Ab 1725 war er Kapellmeister an der Liebfrauenkathedrale im (heute) belgischen Antwerpen, ehe er 1731 nach London übersiedelte. Hier gab der virtuose Violinist zahlreiche Konzerte und leitete auch das Orchester Georg Friedrich Händels. Als Komponist wurde sein Stil stark von diesem, aber auch von Vivaldi beeinflusst, wobei seine späteren Werke (Fesch starb 1761 in London.) vom Übergang des Barocks zur Vorklassik geprägt sind.
Ein weiterer englischer Komponist, von dem im Konzert am 20. Juli eine Sonate für Violoncello und Cembalo zu hören sein wird, ist William Flackton, der von 1709 bis 1798 in Canterbury lebte und wirkte und sich dort auch einen Namen als wichtiger Konzertveranstalter machte. Einen Bogen von England zurück zum europäischen Festland, genauer nach Italien, schlägt das Konzert mit dem um 1710 in Neapel geborenen und um 1780 in Turin verstorbenen Salvatore Lanzetti, der von 1739 bis 1754 auch in London wirkte. Er gab aber auch Konzerte in Sizilien, Paris und in Deutschland und gehörte wohl zur ersten Generation der großen Cellovirtuosen in der Zeit des Spätbarocks und der Vorklassik. Der Schwierigkeitsgrad seiner Werke aus der Mitte des 18. Jahrhunderts mit Mehrgrifftechnik, großem Tonumfang, komplizierten Bogenführungen, Daumengriffen und großen Sprüngen lassen diesen Schluss zu.
Apropos Deutschland: Dieses darf und wird natürlich auch nicht fehlen. Und mit Johann Christoph Friedrich Bach, dem sog. „Bückeburger Bach“, trägt sogar ein Spross der Bach-Dynastie seinen Teil zu diesem „Europakonzert“ bei.
Zur vollen Berechtigung des Konzerttitels „Werke des 18. Jahrhunderts für Violoncello und Cembalo im Geschmack von sechs Nationen“ fehlt noch Domenico Scarlatti, der, 1685 in Neapel geboren, die meiste Zeit seines Lebens auf der iberischen Halbinsel, genauer in Portugal und Spanien, lebte und komponierte. Das tat er freilich nicht für das Violoncello, sondern fast ausschließlich für das Tasteninstrument Cembalo.
Seine Sonaten für Cembalo gehören zum Originellsten ihres Genres im 18. Jahrhunderts. Einige von ihnen bzw. Sätze daraus werden als Überleitungen und Intermezzi zwischen den Cello-Sonaten erklingen.
So bietet dieses Hirsauer Konzert letztlich ein Kaleidoskop der gehobenen Unterhaltungsmusik aus dem Europa des 18. Jahrhunderts und hält einen bunten Strauß an Sonaten für das Cello und das Cembalo bereit. Dafür, dass dieser nicht verwelkt oder an Duft verliert, garantieren die beiden Ausführenden, Guido Larisch am Violoncello und Kristian Nyquist am Cembalo, die sich in der Alten Musik einen herausragenden Ruf erworben haben und auch in Hirsau keine Unbekannten sind.
Zuletzt waren beide im Jahr 2022 zusammen mit der Sopranistin Sophie Sauter in der Konzertreihe Sankt Aurelius zu Gast. Davor hatte Kristian Nyquist im März 2019 einen viel beachteten Solo-Auftritt mit Bachs Goldbergvariationen.
Zur Information: Das Konzert „Im Geschmack von sechs Nationen - Werke für Violoncello und Cembalo“ am 20. Juli beginnt wie alle Konzerte der Konzertreihe Sankt Aurelius um 19.00 Uhr. Karten zum Preis von 20 € (Für Schüler und Studenten zu 10 €) gibt es ab 18.00 Uhr an der Abendkasse.
Veranstaltungsort
AureliuskircheAureliusplatz
75365 Calw
Veranstalter
Katholische Kirchengemeinde Bad LiebenzellKirchstraße 5
75378 Bad LiebenzelBad Liebenzell
- E-Mail: pschlang@gmx.de
- Webseite: www.st-lioba-aurelius.de
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